Sportlerhernie
Behandlung
Die Behandlung der Sportlerhernie hat zum Ziel den Defekt in der Leiste und die Schmerzursache schonend, erfolgreich zu beseitigen, um die sportlichen Aktivitäten zeitnah wieder aufnehmen zu können. Mit der Diagnose Sportlerhernie – nach Ausschluss anderer Ursachen - wird die Indikation zur Operation gestellt. Bei einer Sportlerhernie mit Schmerzen oder auch nur Ziehen ist meist die isolierte Nervenasteinklemmung zusätzlich zu dem Defekt der Bauchwand operativ zu behandeln. Es ist empfehlenswert vor einer Operation die Schmerzursache abgeklärt zu haben – ggf. auch mit einer neurologischen Untersuchung. Die Nerveneinklemmung lässt sich in der Regel nicht durch eine laparoskopische Methode beseitigen, sondern nur offen von vorne über einen kleinen Zugang zur Vorderwand, die bei Sportlern direkt unterhalb dem subcutanen Fettgewebe liegt. Der Defekt im Leistenkanal kann je nach Ausdehnung, Veränderungen von Muskulatur und Bindegewebe, sowie Belastung nur durch Faszienplastik mit Naht (z.B. Shouldice), durch Netz (z.B. Lichtenstein) oder durch kombinierte Faszienplastik mit Naht und Netz (zur Vermeidung von Rezidiven unter dem Netz) versorgt werden.
Symptome
Bei der Sportlerhernie werden von Patienten folgende Beschwerden in der Leiste, Oberschenkel und Unterbauch angegeben:
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Ziehen,
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Druckgefühl,
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Veränderungen der Sensibilität,
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Schmerz in der Leiste ausstrahlend in den Genitalbereich und Oberschenkelinnenseite
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Schmerzen bei längerem Sitzen
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Schmerzen beim Aufstehen nach einer längeren Fahrt.
Die Beschwerden treten andauernd oder rezidivierend auf, sie können durch bestimmte Bewegungen und Belastungen ausgelöst werden.
Oft fehlt die dem Leistenbruch typische Vorwölbung. Die bestehenden Veränderungen stellen sich bei Valsalva im Ultraschall dar.
Wichtig ist festzustellen, ob andere Ursachen der Beschwerden erkennbar sind. So können krankhafter Veränderungen der Knochen im Becken, Hüfte und Oberschenkel (Schambeinosteitis, Impingement, aktivierte Hüftarthrose) oder Sehnenansatzentzündungen (Adduktorentendinitis) ähnliche Beschwerden erzeugen. Die Beschwerden können fortgeleitet sein und ihren Ursprung in der Lendenwirbelsäule (Bandscheibenvorfall, Spondylarthrose, Forameneinengung, Nerveneinklemmung) haben. Krankhafter Veränderungen der harnableitenden Organe (Niere, Harnblase, Urether, Harnleiter) können Flanken- und Leistenschmerzen erzeugen. Darmveränderungen (Sigmadivertikulitis, Divertikulitis) führen zu Schmerzen
im Unterbauch. Ähnlich wie beim Karpaltunnelsyndrom der Hand können in der Leiste Nervenengpasssyndrome (Kompressionsneuropathie) starke Leistenschmerzen mit Ausstrahlung in den Genitalbereich und Oberschenkel verursachen. Gefäßveränderungen der Aorta, der Becken- und Beinarterien sind mögliche Veränderungen, die mit Leistenschmerz in Zusammenhang stehen. Beim Chronischen Bauchwandschmerz im Bereich des M. rectus abdominis ist der Nerv beim Durchtritt durch die Bauchwand eingeklemmt (Carnett Test). In manchen Fällen können mehrere Ursachen vorliegen, die sich erst nach operativer Behandlung der Sportlerhernie lokalisieren lassen.
Ursachen
Überlastung der Strukturen der Bauchwand, des Leistenkanals beim Sport in Verbindung mit Bindegewebsschwäche sind ursächlich für die Sportlerhernie. Dabei treten Verletzungen der Hinterwand (Fascia transversalis), des M. transversus abdominis und des M. obliquus internus (Conjoint tendon) auf, die im Ultraschall beim Pressen (Valsalva) durch eine vermehrte Bewegung nach vorne auffallen. Ursächlich für den Schmerz ist meist eine isolierte Einklemmung eines Haut-Nervenastes des N. ilioinguinalis und/oder des N. genitofemoralis in der Vorderwand (Externusaponeurose)der Leiste. Intraoperativ kann bei entsprechender Erfahrung und mikroskopischer Vergrößerung erkannt werden, welcher Nervenast eingeklemmt, und damit verändert ist.